Wie eine Covid-Impfung das Leben von Krebspatienten verlängert – und uns einer Impfung gegen Krebs näherbringt

Shownotes

Selten sind Nachwirkungen der Covid-Pandemie so erfreulich. Es zeigt sich: Wenn Krebspatienten während ihrer Behandlung auch eine Covid-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff bekommen haben, dann lebten sie länger. Nach über zwanzig Jahren Forschung könnte ausgerechnet die Corona-Pandemie der mRNA-Impfung gegen Krebs zum Erfolg verhelfen.

Wir fragen uns: Ist das ein Schritt hin zur Heilung von Krebs?

Host: Lena Waltle Gast: Stephanie Lahrtz, NZZ-Wissenschaftsjournalist

In dieser Folge hörst du ausserdem:

  • Niels Halama, Leiter der Abteilung Translationale Immuntherapie am Krebsforschungszentrum in Heidelberg
  • Carole Bourquin, Professorin für Pharmakologie an der Universität Bern

Du kannst Quantensprung nicht nur hören – sondern auch lesen. Im Newsletter findest du die wichtigsten Fakten aus dieser Folge auf einen Blick und zusätzlich noch weiteren Lesestoff zur Impfung gegen Krebs.

NZZ LIVE Gesundheit und Geopolitik – wie sicher ist Europas Versorgung mit Medikamenten?

Wann: 27. November 2025 im NZZ Foyer in Zürich

Das Event ist schon fast ausverkauft – aber für treue Quantensprung-Hörer habe ich zwei Tickets beiseite gelegt.

Wenn ihr dabei sein wollt, schreibt mir an quantensprung@nzz.ch - die Gewinner benachrichtigen wir. Und für alle anderen: wer schnell ist, kann über NZZ Live noch ein Ticket buchen.

Transkript anzeigen

00:00:00: Dieser Podcast wird präsentiert von Sustainable Switzerland, der Plattform für eine nachhaltige Schweiz.

00:00:11: Das ist Quantensprung, ein Podcast über Forschung, die bewegt.

00:00:22: Ein Zufall stellt gerade die Krebsforschung auf den Kopf.

00:00:31: Ein Team rund um den Arzt Elias Cejur von der University of Florida hat Patienten mit aggressivem Lungenkrebs oder Hautkrebs untersucht.

00:00:41: Und dabei das

00:00:42: entdeckt.

00:00:54: Wenn Krebspatienten eine Covid-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff bekommen hatten.

00:01:00: Denn lebten sie länger, deutlich länger.

00:01:03: Es bedeutet ganz schön viel.

00:01:04: Wir können jetzt die modernen Krebstherapien effizienter gestalten.

00:01:10: Und ich finde das super spannend, dass wir trotz all der Erfahrung, die wir mit den Covid-Vakzinen haben und all der Forschung, die wir in das Immunsystem gesteckt haben, während der Pandemie, immer noch überrascht werden können.

00:01:23: Meine Kollegin, die Medizinjournalistin Stephanie Lahrz und ich prüfen, ob wirklich die Covid-Impfung den Krebspatienten geholfen hat und wie uns diese Erkenntnis zu einer wirksamen Krebstherapie bringen könnte.

00:01:34: Ich bin Lena Waldler.

00:01:36: Willkommen

00:01:36: zu Quantensprung.

00:01:41: Vom Scheitel bis zu den Zehen.

00:01:43: Grob geschätzt besteht jeder von uns aus dreißig Billionen Körperzellen.

00:01:49: Täglich gehen ein paar Tausend davon kaputt oder mutieren und wachsen unkontrolliert.

00:01:54: In den neuesten Fällen reagiert unser Immunsystem und vernichtet diese wild gewordenen Zellen.

00:02:00: In dieser Beziehung ähnelt unser Körper einem totalitären Überwachungsstart.

00:02:04: Dem entgeht nicht so schnell etwas.

00:02:05: Doch manchmal rutscht auch dem aufmerksamen Aufpasser unserem Schutzschild gegen Krankheiten eine Zelle durch.

00:02:13: Und dann wächst in unserem Körper Zeug, das da eigentlich nicht hingehört.

00:02:17: Krebs.

00:02:19: Seit Jahrzehnten wird nach einer Prävention und einem Heilmittel gesucht.

00:02:23: Klar, es gibt Chemotherapien, Operationen, Bestrahlung, aber die wirken nicht immer.

00:02:29: Und ausgerechnet die Pandemie bringt nun frischen Wind in diese Forschung.

00:02:33: Diese

00:02:33: Covid-Sache, das hat das auch einen großen Schub gegeben, weil da sehr viel Mittel da reingekommen sind und es wurden mehrere mRNA-Vakzine zugelassen.

00:02:43: Das heißt jetzt besteht Know-how, was auch nützlich sein wird für die Tumor-Vakzine.

00:02:50: Karol Burka ist Professorin für Pharmakologie an der Universität Bern.

00:02:54: Also eine Touhou-Vakzine im Gegensatz zu einer Vakzine gegen Infektiöselkrankheit, das ist meistens eine therapeutische Vakzine.

00:03:03: Das heißt, wenn die Krankheit schon da ist und es geht darum, den Patienten die Krankheit zu verlangsamen oder im besten Fall die Krankheit zu heilen.

00:03:13: Wir dürfen uns so eine Impfung gegen Krebs nicht wie eine Prophylaxe vorstellen, die wir regelmäßig bekommen, wenn wir uns gegen Grippe oder Tetanus impfen lassen.

00:03:20: Diese Impfung ist vielmehr eine Unterstützung für unser Immunsystem, damit es sich besser gegen den Tumor wehren kann.

00:03:27: Diese wirklich sehr starke Immunantwort, die man auch gegen Covid herstellen konnte mit diese mRNA-Vakzine, das ist auch, finde ich, ein gutes Zeichen.

00:03:38: Erinnert ihr euch noch an eure erste Covid-Impfung und welchen Impfstoff ihr bekommen habt?

00:03:43: Wenn ihr damals einen der neuen mRNA-Impfstoffe von Biontech oder Moderna bekommen habt, hattet ihr eventuell auch ein paar Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Fieber oder Gliederschmerzen.

00:03:56: Das liegt daran, dass die Impfung euer Immunsystem aktiviert hat.

00:04:00: Und zwar so.

00:04:05: Das Immunsystem wird angestachelt, weil ... Diese Vaccine dazu führen, dass ganz viele Botenstoffe ausgeschüttet werden.

00:04:15: Und das sind Stimulanzien des Immunsystems.

00:04:18: Das kann man so vergleichen mit einer Droge.

00:04:21: Die Immunzellen werden so richtig aufgeputscht, die werden ganz aktiv und sind ganz begeistert dabei, stürzen sich in den Abwehrkampf.

00:04:28: Und diese Botenstoffe, die sind zum einen erwünscht, weil man ja möchte, dass das Immunsystem aktiv wird.

00:04:36: Zum anderen sind sie natürlich auch verantwortlich für diese Nebenwirkungen, die wir alle von den Covid-Vakzinen kennen.

00:04:44: Nach der Covid-Impfung war das lästig.

00:04:47: Aber für Krebspatienten ist diese Wirkung sehr hilfreich.

00:04:51: Und zwar für Patienten, die mit einer Immuntherapie behandelt werden.

00:04:55: Eine Immuntherapie arbeitet so, dass das Immunsystem effizienter wird.

00:05:01: Und meistens funktioniert das, indem man spezielle Bremsen im Immunsystem löst.

00:05:08: Unser Immunsystem und auch das von Tieren haben Bremsen, die sind auch total lebensnotwendig, weil sonst würde unser Immunsystem die ganze Zeit randalieren.

00:05:17: Das wollen wir ja nicht.

00:05:18: Das soll ja nach einer Aktivität, wenn er es reger bekämpft hat, zum Beispiel soll es sich auch wieder in den Ruhezustand zurück.

00:05:25: Und dafür gibt es Bremsen.

00:05:27: Und jetzt haben die Tumorzellen, haben sich clevere Tricks ausgedacht und ziehen diese Bremsen ganz besonders fest an.

00:05:35: Und dann ist das Immunsystem wie gefesselt.

00:05:38: Das kann gar nichts mehr machen.

00:05:39: Und diese Immuntherapie löst diese Bremsen, sodass das Immunsystem wieder voll aktiv sein kann.

00:05:47: Um den Tumor zu bekämpfen.

00:05:49: Nur leider reicht diese Immuntherapie oft nicht aus.

00:05:52: Deshalb hat Elias Sayer an der University of Florida etwas ausprobiert.

00:05:57: Er hat Krebskrankenmäusen eine Immuntherapie gegeben.

00:06:00: Dann hat er sie noch zusätzlich mit einer mRNA-Impfung geimpft, aber noch nicht mit der Covid-Impfung.

00:06:07: Das Ergebnis war eben total erstaunlich.

00:06:10: Diese Immuntherapie hat plötzlich viel, viel besser gewirkt.

00:06:15: Sayer hat das nur an Mäusen getestet.

00:06:17: Das ist oft schon ein guter Hinweis, aber bestätigt natürlich nicht, ob das auch bei Menschen klappt.

00:06:25: Dann stellt ihr jemand eine richtig gute Frage.

00:06:28: Und zwar sage Student Adam Grippen.

00:06:50: Was wenn krebskranke Menschen eine Immuntherapie und eine Covid-MRNA-Impfung bekommen.

00:06:57: Dazu gab es ja schon eine ungeplante Studie an Menschen, einer aus dem echten Leben.

00:07:02: Denn viele Krebspatienten, die mit einer Immuntherapie behandelt wurden, sind während der Pandemie mit einem Covid-MRNA-Impfstoff geimpft worden.

00:07:11: Der Student mit dieser Idee, Adam Grippen, durchsuchte also Patientenakten am MD Anderson Cancer Center in Houston.

00:07:18: Er stellte fest, Patienten mit schwarzem Hautkrebs oder Lungenkrebs lebten Monate oder sogar Jahre länger als Menschen, die nicht geimpft waren, zumindest wenn sie in einem Zeitraum von hundert Tagen sowohl ihre Immuntherapie als auch die Covid-Impfung bekommen hatten.

00:07:42: Mit anderen Impfstoffen gegen Covid hat das nicht funktioniert, nur mit der mRNA-Impfung.

00:07:47: Andere Impfungen stimulieren das Immunsystem zwar auch, aber offensichtlich nicht stark genug.

00:07:56: Man hat jetzt das erste Mal gesehen, dass die Kombination einer klassischen zellulären Therapie mit einer solchen Impfung, dass die letztendlich aber auch einen Mehrwert bringen kann und das tatsächlich auch in der fortgeschrittenen Situation.

00:08:13: Nils Halama leitet die Abteilung für translationale Immuntherapie am Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

00:08:20: Er erhofft sich viel von der Kompiterapie.

00:08:22: Die soll dazu führen, dass das Immunsystem gleichzeitig mehr angeheizt wird und die Bremsen gelöst werden.

00:08:29: So sind mehr Immunzellen im Körper, die auch mehr Tumor zerstören können.

00:08:33: Aber das wurde bisher nur in den Maus-Experimenten bewiesen.

00:08:36: Beim Pankreiskrazinum, wenn da jetzt aus dem halben Jahr dann irgendwie drei Jahre werden, ist es schon auch ein riesiger Schritt vorwärts für diese Erkrankung.

00:08:44: Bei Menschen sind das bisher nur Beobachtungen.

00:08:47: Und... Eben auch nur bei Patienten mit Melanomen, also schwarzem Hautkrebs und Lungentumoren.

00:08:53: Und deswegen war es ja auch so erstaunlich, dass genau bei denen in den Akten festgestellt wurde, dass sie länger gelebt haben nach der Gabel der Covid-Vakzine.

00:09:04: Denn beide Krebsarten wachsen sehr, sehr schnell und beide Tumorarten streuen sehr schnell.

00:09:12: Das heißt, sie bilden dann sogenannte Metastasen.

00:09:16: Und die sind besonders gefürchtet, weil man die oft mit einer Operation nicht erwischt.

00:09:21: Ist die deshalb so interessant, weil man bisher ja geglaubt hatte, dass diese Erkrankung überhaupt sich nicht mit irgendeiner Form von Immuntherapie behandeln lassen wird.

00:09:28: Und da kommt schon wieder der Link zur Kombinationstherapie.

00:09:31: Man sieht, dass die Mischung aber aus diesen Dingen, dass die es macht und dass die dafür sorgt, dass eben doch dort eben ein Vorteil für Patienten rauszuholen ist.

00:09:42: Wer hätte gedacht, dass die Covid-Pandemie uns der Vision näher bringt, Krebs wirksamer zu behandeln?

00:09:48: Also die Erkenntnisse aus der Covid-Pandemie sind aus mehreren Gründen hilfreich.

00:09:52: Zum einen haben wir jetzt auch sehr viel Erfahrung mit der Verpackung, mit der Herstellung, mit der Anwendung, mit der Verabreichung und so weiter, der mRNA-Vakzine.

00:10:02: Das kann natürlich auch helfen im Kampf gegen Krebs.

00:10:06: Und das Allerwichtigste ist, Wir haben jetzt genügend Informationen, damit wir eine ganz individuelle Krebstherapie entwickeln können.

00:10:16: Also wirklich für diesen einen Patienten ganz zugeschnitten auf ihn und seine Bedürfnisse, sodass natürlich die Hoffnung dann auch die Abwehr der Krebszelle nochmal besser wird.

00:10:29: Da ist sicherlich es nicht überoptimistisch zu sagen, dass sich dort auch weitere Fortschritte wirklich...

00:10:38: Einen Impfstoff zum Beispiel, der ganz gezielt gegen Krebs wirkt.

00:10:45: Wir sind gleich zurück.

00:11:10: Fakten, Hintergründe und Infos findest du unter SustainableSwitzerland.ch.

00:11:23: Das ist eher ne chronische Erkrankung vielleicht und wir das nicht von Heilung reden, das ist ein großes Wort.

00:11:28: Aber zumindest ne chronische Erkrankung, die man kontrollieren kann und die man lange behandeln kann.

00:11:32: Während der Pandemie sorgten die mRNA-Impfstoffe dafür, dass unser Immunsystem gezielt Covid-Viren entdeckt und diese vernichtet hat.

00:11:40: Genau das soll nun auch mit Tumorzellen funktionieren.

00:11:44: Nehmen wir das Beispiel Hautkrebs.

00:11:50: Da wächst also auf der Haut oder in der Haut ein Klumpen an Zellen und das sind eigentlich mal ursprünglich ganz normale Hautzellen gewesen, aber jetzt sind sie entartet.

00:12:04: und jetzt ist es so.

00:12:06: unser Immunsystem, das patriert den ganzen Tag.

00:12:09: und auch nachts durch unseren Körper und versucht, was Fremdes zu finden.

00:12:14: Also eindringliche Bakterien, Viren, was auch immer.

00:12:17: Das heißt, es erkennt eigentlich Krebszellen, weil die schauen ja leicht anders aus als die normalen Zellen.

00:12:24: Also jeder Tumor hat auf seiner Oberfläche Proteine, die anders aussehen als die von den gesunden Zellen.

00:12:34: Und jetzt geht es darum, dass unser Immunsystem aktiv genug ist, Erstens, diese fremden oder diese entarteten oder falschen Oberflächenproteine zu erkennen und im zweiten Schritt die dazugehörige Zelle zu attackieren.

00:12:52: Die mRNA-Impfung hilft dem Immunsystem, indem es Tumore an diesen entarteten und falschen Oberflächenproteinen erkennt.

00:13:01: mRNA ist nichts anderes als die Bauanleitung für ein Protein.

00:13:06: Wenn wir jetzt auf unserer Tumorzelle zum Beispiel in der Haut, Proteine haben die anders aus, als auf den normalen Hautzellen, dann kann man die in mRNA übersetzen, sozusagen eine Bauanleitung daraus machen, das in die Vakzine verpacken und dann die Vakzine verabreichen.

00:13:25: Und dann werden die Immunzellen ganz speziell darauf abgerichtet, so wie Spürhunde.

00:13:32: dass sie diese falschen Proteine überall im Körper erkennen.

00:13:36: Also, dass die Impfung alleine alles reißt und alles wegzaubert?

00:13:41: Nein.

00:13:42: Aber wenn ein Tumor per Operation entfernt wurde oder mit Chemo geschrumpft, dann könnte die mRNA-Impfung zum Einsatz kommen und dem Immunsystem helfen, noch den Rest zu vernichten.

00:13:52: Und noch viel wichtiger, so können auch Metastasen vernichtet und verhindert werden.

00:13:56: Mit das Tasen sind ja so kleine Krebszellen, die sich vom Ursprungstumor entfernt haben und irgendwo neu angesiedelt haben.

00:14:03: Und das ist eigentlich die große Angst.

00:14:06: Und das ist auch bei dem schwarzen Hautkrebs ein Riesenproblem.

00:14:09: Man kann zwar den Ursprungsherd entfernen, aber irgendwo im Körper sitzt schon so zwei, drei kleine Zellen noch ganz harmlos, aber irgendwann wachsen die.

00:14:20: Und dann stirbt man an dieser Metastase vielleicht erst drei oder vier Jahre später.

00:14:25: Das ist ja auch die große Angst aller Krebspatienten, dass man irgendwann wieder was kommt.

00:14:30: Und wenn ich jetzt das Immunsystem durch mRNA-Vakzine abbrichte, dann ist es schöner daran, dass auch diese Metastasen werden von diesen abgerichteten Immunzellen erkannt.

00:14:41: Weil die haben auch dieselben falschen Oberflächenproteine.

00:14:45: Das heißt genauso wie der Ursprungstumor und diese patrierenden Immunzellen erkennen die Metastasen, die sind dann meistens noch klein und können die auch vernichten.

00:14:56: Impfung klingt immer nach ein Wirkstoff, die ganze Klasse durchimpfen.

00:15:00: Damit so ein mRNA-Impfstoff dann aber auch wirklich alle Tumorzellen und alle Krebszellen im Körper findet, muss die Impfung speziell auf diesen einen Patienten und diesen einen Krebs abgestimmt werden.

00:15:12: Und eine andere Hoffnung ist wirklich... Grundsätzlich die Personalisierte Therapie, dass man sagt wirklich, jede Tumor, jede Patient hat einen neuen Krebs und dass man diese Tumor komplett sequenziert.

00:15:26: Eine Personalisierte mRNA-Impfung funktioniert dabei gleich wie eine allgemeine mRNA-Impfung, wie die COVID-Impfung.

00:15:34: Der Unterschied ist, Die Immunzellen werden auf falsche Oberflächenproteine abgerichtet, die nur bei diesem einen Patienten vorkommen.

00:15:45: Also um beim Beispiel Hautkrebs zu bleiben, wenn zwei Personen Hautkrebs haben, sind die Zellen nicht absolut identisch.

00:15:53: Das heißt, manche Oberflächenproteine kommen bei beiden vor, weil es ja beides im Hautzellen sind.

00:15:59: Und durch die Entartung gibt es aber auch leichte Unterschiede.

00:16:03: Und jetzt möchte man diese unterschiedlichen Oberflächenproteine auch noch erwischen.

00:16:07: Das heißt, man muss den Tumor vor Patienten analysieren, daraus dann eine Vaccine für diesen Patienten entwickeln.

00:16:17: Und das hat man auch früher gemacht vor mRNA-Vaccinen, aber jetzt mit der mRNA-Technologie geht das viel schneller.

00:16:25: Das ist ein Vorteil, das ist immer ein Wettkampf gegen die Zeit.

00:16:30: Der aktuelle Stand der Forschung.

00:16:32: Noch sind keine mRNA-Impfungen gegen Tumore erhältlich oder zugelassen.

00:16:37: Die Impfungen sind alle noch in klinischen Studien.

00:16:40: Es gibt ungefähr hundertzwanzig weltweit solcher klinischen Studien mit ganz verschiedenen Tumorarten und ganz verschiedenen Vakzinen.

00:16:49: Und erste Ergebnisse sind sehr vielversprechend, vor allem bei Hautkrebs und auch bei Bauchspeicheldrüßengrebs, aber auch bei Lungenkrebs.

00:16:58: Das sind ja eigentlich so Krebsarten, die sehr gefürchtet sind.

00:17:01: Und dort konnte sehr oft die Lebenszeit, die den Patienten verbleibt, deutlich verlängert werden.

00:17:09: Also nicht nur um drei oder vier Monate, sondern zum Teil sogar um Jahre.

00:17:13: Und das ist natürlich für Patienten ein enormer Schritt, wenn ich nach der Diagnose nicht nur ein halbes Jahr noch lebe, sondern fünf Jahr zum Beispiel.

00:17:22: Das kann man sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie viel das für einen Patienten bedeutet.

00:17:26: Das wird kein Wondermittel sein, das gibt es bei Krebs nicht.

00:17:33: Aber es könnte sein, dass es wirklich so ein wichtiger Bestandteil von unserem Toolbox.

00:17:42: Zur Toolbox könnten also bald auch personalisierte Impfungen gegen Krebs hinzukommen und, wenn das in weiteren Studien bestätigt wird, Immuntherapien in Kombination mit mRNA-Impfungen, die er so gute Ergebnisse geliefert haben.

00:17:56: Also das ist in der Onkologie sehr erstaunlich und positiv.

00:18:00: Denn jedes Jahr, dass die Krebspatienten überleben, erhöht ihre Chance, dass doch wieder eine neue Behandlungsmethode entdeckt wird.

00:18:07: Also das ist so, dass man sich vorstellen muss, dass diese ganzen verschiedenen Werkzeugkästen unabhängig voneinander sich ordentlich weiterentwickeln.

00:18:13: Und in dem Augenblick, in dem wir reden, kommt schon wieder das nächste neue Phasiumseck.

00:18:30: Stephanie, eine befreundete Historikerin, hat dann mal zu mir gesagt, Wir werden in dreißig Jahren mit gleich viel Unverständnis auf Chemotherapien als Krebsbehandlung schauen, wie wir heute zum Beispiel auf den Adalas.

00:18:43: Lässt sich also Krebs wirklich in Zukunft einfach mit einem Peaks heilen?

00:18:48: Also ich finde den Vergleich schön und ich glaube auch, dass wir heute mit sehr heftig brutalen Waffen auf den Krebs einschlagen, dass man wirklich nur mit einem einzigen Peaks Krebs sozusagen auslöscht oder sogar verhindert, dass er entsteht.

00:19:05: Das erscheint mir noch eine sehr ferne Vision.

00:19:08: Also vielleicht wird es irgendwann Realität, aber da gibt es noch ein paar Hürden zu überwinden auf dem Weg, würde ich sagen.

00:19:20: Also zum einen wissen wir noch nicht genau, welcher Tumor sich wirklich effizient bekämpfen lässt mit einer Immuntherapie.

00:19:28: plus einer mRNA-Vakzine, dann wissen wir noch nicht, welcher Tumor sich besser mit einer personalisierten Vakzine bekämpfen lässt.

00:19:40: Und vermutlich brauchen wir vielleicht auch noch zwei, drei andere Werkzeuge.

00:19:44: Also diese Kombiterapie muss wahrscheinlich noch ergänzt werden, würde ich sagen.

00:19:49: Lässt sich so eine Therapie denn wirklich breit über die Bevölkerung ausrollen, wenn auf jeden Patienten und jede Patientin eigens eine Behandlung zugeschnitten werden muss?

00:19:59: Von der Materialseite her mRNA-Vakzine sind nicht extrem aufwendig herzustellen und auch nicht mehr so wahnsinnig teuer.

00:20:07: Da hat uns die Covid-Pandemie auch wirklich vorangebracht.

00:20:11: Aber es ist eine Frage der Zulassung.

00:20:15: Weil bis jetzt ist es immer so, wenn ich ein neues Medikament habe, wird das in einer klinischen Studie an vielen Patienten getestet.

00:20:23: Es gibt eine Kontrollgruppe dazu.

00:20:25: Das heißt, es ist aufwendig, langwierig und teuer.

00:20:27: Das ist eigentlich der teuerste Teil der ganzen Medikamentenentwicklung.

00:20:31: Und das kann man natürlich nicht machen, weil es gibt hier ein Produkt, das für eine Person hergestellt wird.

00:20:38: Und wenn ich das jedes Mal in einer Studie testen müsste.

00:20:42: dann wäre der Patient schon lange tot bevor seine Vakzine als wirksam und gleichzeitig nicht schädlich eingestuft wird.

00:20:50: Da hat uns auch die Pandemie geholfen, denn da gab es ja diesen Prozess auch schon.

00:20:55: Man hat ja immer wieder neue Vakzine angepasst an die gerade zirkulierende Variante entwickelt.

00:21:01: Und da hat man auch nicht jedes Mal das ganz große Besteck ausgepackt und einen Riesenstudie gemacht, sondern hat man gewisse Dinge ausgetestet und dann ging die Zulassung sehr viel schneller.

00:21:13: Wenn die Zulassung aber vereinfacht und verkürzt wird, können wir dann noch sichergehen, dass genügend Vertrauen gegenüber dieser Krebsimpfungen bestehen und nicht die Sorge vor Nebenwirkungen überwegt?

00:21:25: Also ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Krebspatienten natürlich die Sorge haben, dass das, was sie da kriegen, ob das auch wirklich ausgetestet ist.

00:21:33: Auf der anderen Seite muss man auch sehen, hier geht es ja nicht um gesunde Menschen, die man vor einem Erreger schützen will, sondern hier geht es um sehr kranke Menschen.

00:21:41: Und wenn ich die Wahl habe zwischen ich sterbe in sechs Monaten oder ich probiere etwas aus, dann nehmen die allermeisten Menschen sagen, okay, ich probiere etwas aus.

00:21:53: Also Krebs ist ja so eine große Bedrohung und ist ja wirklich lebensbedrohlich.

00:21:58: Da treten solche Überlegungen, wie habe ich jetzt Schwindeln und Kopfweh durch eine Vaccine?

00:22:04: sehr schnell in den Hintergrund.

00:22:05: Und dann muss man auch noch sagen, wenn man das vergleicht mit dem, was die Krebspatienten jetzt derzeit zur Verfügung haben, also den klassischen konventionellen Chemotherapeutika, die sind ja ganz schön hammerhard.

00:22:18: Also die haben ja brutale Nebenwirkungen.

00:22:21: Und da sind mRNA-Vakzine in jedem Fall deutlich Nebenwirkungsärmer und deutlich besser verträglich.

00:22:31: Übrigens, gegen eine Krebsart gibt es eine Impfung.

00:22:35: Eine, die vor allem präventiv eingesetzt wird, gegen Gebärmutterhalskrebs.

00:22:39: Seit Jahrzehntausend sechs können sich Frauen und Männer gegen das humane Papillomavirus HPV impfen lassen.

00:22:50: Und noch ein Fakt.

00:22:51: Neunzig Prozent aller Antibiotika kommen aus Asien, die meisten davon aus China und nur noch sehr wenige aus Europa.

00:22:58: Was das für uns bedeutet, darüber spricht meine Kollegin Anna Weber mit Experten aus der Pharma-Brosche.

00:23:03: Nächste Woche, am siebenundzwanzigsten November, im NCZ-Foyer in Zürich.

00:23:08: Das Event ist schon fast ausverkauft, aber für treue Quantensprung-Höre habe ich zwei T-Kits beiseite gelegt.

00:23:15: Wenn ihr dabei sein wollt, schreibt mir an quantensprung.etnzz.ch.

00:23:20: Die Gewinner benachrichtigen wir.

00:23:21: Und für alle anderen, wer schnell ist, kann vielleicht noch ein paar T-Kits über NZZ live buchen.

00:23:27: Den Link findet ihr in den Show notes.

00:23:29: Und treue Quantensprung-Hörer, die hören uns nicht nur, sondern lesen uns auch.

00:23:34: Im Newsletter findet ihr die wichtigsten Fakten zu einer Impfung gegen Krebs auf einen Blick und zusätzlich noch weiteren Lesestoff.

00:23:41: Das war Quantensprung, ein Podcast über Forschung, die bewegt.

00:23:45: Ich bin Lena Waldle, wir hören uns wieder nächste Woche.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.