Gedrucktes Leben: Organe aus dem Labor

Shownotes

Was wäre, wenn wir neue Herzen, Lebern oder Nieren einfach ausdrucken könnten? Wenn sich Ersatzorgane in Serie produzieren, auf Vorrat lagern und so anpassen liessen, dass das Immunsystem sie leichter akzeptiert? Biodruck, Stammzell-Forschung und Gentechnik eröffnen ganz neue Möglichkeiten. Aber wo bleiben die ersten Organe aus dem 3-D-Drucker?

Gast: Anna Weber, NZZ-Wissenschaftsredaktorin Host: Lena Waltle

In dieser Folge hörst du ausserdem:

  • Alexander Leutner, Geschäftsführer und Mitgründer Cellbricks
  • Bert Spee, Associate Professor an der Universität Utrecht
  • Michael Gelinsky, Professor an der Technischen Universität Dresden

Zu unserem Podcast NZZ Quantensprung gibt es auch einen wöchentlichen Newsletter. Dort findest du weitere Artikel und Studien zum Thema.

Transkript anzeigen

00:00:04: Das ist Quantensprung.

00:00:06: Ein Podcast der NCZ über Forschung, die bewegt.

00:00:16: Das Labor des Start-ups Cellbrick in Berlin.

00:00:19: Ein Mitarbeiter setzt gerade eine Zentrifuge in Gang.

00:00:23: Daneben packt eine Kollege neues Material aus.

00:00:26: Hier wollen Alexander Leutner und sein Team eine menschliche Leber nachbauen.

00:00:32: Es wird dazu kommen und wir werden das alle noch erleben.

00:00:35: In Deutschland warten über acht Tausend Menschen auf ein Spenderorgan.

00:00:39: In der Schweiz über tausend zweihundert.

00:00:41: Insbesondere kann man zum Beispiel sagen, dass alle dreißig Sekunden weltweit jemand stirbt, der eben auf Gewebe oder Organersatz angewiesen ist.

00:00:49: Da kann man sagen, es ist eine globale Krise.

00:00:52: Haut, ein Herz, eine Leber.

00:00:55: Gedruckt in einem drei-D-Biodrucker.

00:00:57: Die sollen dieser Krise entgegenwirken.

00:01:00: Das ist unsere große Vision, dass wir diesen Patienten eben sofort einen Organ liefern können, dass sie überleben und dass sie wieder eine Perspektive haben.

00:01:08: dass wir eben mit unserer Technologie menschiges Gewebe so herstellen können, dass es halt allgemein verträglich und allgemein verfügbar eingesetzt werden kann, um patientene Leben zu retten.

00:01:19: Und vielleicht bekommen wir sogar bessere Organe, als wir momentan haben.

00:01:23: Also der spitzen Sportler, der könnte eine stärkere Lunge bekommen.

00:01:26: Oder im Alter kann man sich wieder neue, frische, faltenfreie Haut implantieren lassen.

00:01:32: Wir könnten also effektiv so ein persönliches Ersatzteillager haben mit allen unseren Organen und damit vielleicht auch viel länger leben.

00:01:39: Seit Jahrzehnten gibt es diese Idee und Alexander Leutner sagt, eine gedruckte Leber sei ein greifbarer Näher.

00:01:50: Ich bin Lena Waldler, Wissenschaftsredaktorin der NCZ.

00:01:54: Ab heute beschäftige ich mich jeden Freitag mit Ideen aus der Forschung und Technologie, die uns als Gesellschaft voranbringen, die Probleme lösen, die Krankheiten heilen.

00:02:03: Und das mache ich nicht alleine.

00:02:05: Immer

00:02:05: an meiner Seite ist dabei das Wissenschafts- und Tech-Team der NCZ.

00:02:09: Wir klären, wie es eine Idee Wirklichkeit werden kann.

00:02:19: Ich habe aus meinem Maschinenbaustudium heraus ein erstes Start-up hochgezogen.

00:02:22: Alexander Leutner ist eigentlich gelernter Maschinenbauer und hatte mit Organforschung so gar nichts zu tun.

00:02:28: Bis vor wenigen Jahren.

00:02:31: Es war relativ lange klar oder relativ frühzeitig schon klar, dass er irgendwann in ihren Spenden benötigen würde.

00:02:38: Und wenn man das eben ja nicht aus der Familie oder aus dem Freundeskreis letztendlich macht, dann bedeutet das, dass man viele Jahre halt auf so einen Organ warten muss, weil wir klassischerweise an einer absoluten Organknappheit leiden.

00:02:51: Seine persönliche Geschichte brachte Leutner zu Cellbricks.

00:02:54: In die schillende Start-up-Welt, in der kaum ein Traum zu groß wirkt.

00:02:59: Irgendwann sollen in den Laboren des Unternehmens Transplant-Lebern gedruckt werden.

00:03:04: Und das im großen Stil und vor allem günstig.

00:03:07: Wir gehen quasi nicht direkt auf die vollwertige Leber.

00:03:10: Ja, das ist quasi ein Stück weit zu ambitioniert für eine Unternehmung, die kommerziell an einem Thema arbeitet.

00:03:18: Man kann sich ja nicht wie in der Forschung quasi alle Zeit der Welt nehmen, sondern man muss insbesondere, wenn man mit Venture Capital arbeitet, eben auch immer die Zeit Horizonte im Fokus behalten.

00:03:27: Wir suchen uns immer kleinere Zwischenziele auf dem Weg dahin.

00:03:30: Als erstes wird Sailbricks einen Leber-Patch drucken, also ein Stück Lebergewebe, das etwa so groß und dick ist wie ein iPhone.

00:03:38: Und das soll dann einem Menschen eingesetzt werden.

00:03:41: Auch wenn das nur einen kleinen Teil der Leberfunktion übernimmt, kann das einem Patienten natürlich erstmal helfen, zu überleben.

00:03:47: Das ist meine Kollegin Anna Weber.

00:03:49: Wir haben sie am Anfang schon kurz gehört.

00:03:51: Anna ist Biophysikerin, hat aber auch molekulare Medizin studiert.

00:03:56: Sie schreibt in der NZZ regelmäßig über KI, über das Weltall und über Medizin.

00:04:01: Da gibt es schon viele Fortschritte dabei, dass man so Teile von Geweben benutzt.

00:04:06: Und zum Beispiel gibt es so Herzpatches, das ist wie so ein Pflaster mit frischen Herzzellen.

00:04:11: Das kann man auf ein schwächelndes Herz draufkleben.

00:04:14: Und diese neuen Zellen, die integrieren sich dann in das Herz und unterstützen das bei seiner Regeneration.

00:04:20: So unglaublich es klingt.

00:04:22: Haut, Herzen, Knochen, Knoll belebern.

00:04:25: Das alles wurde bereits in Laboren hergestellt.

00:04:27: Nur eben in sehr kleinem Maßstab.

00:04:30: In der Forschung ist es schon sehr verbreitet, dass man ganz, ganz winzige Organe züchtet.

00:04:34: Die heißen Organoide.

00:04:37: Und man kann sich wirklich vorstellen so ein ganz, ganz kleines Stückchen von Herzgewebe zum Beispiel oder von Nierengewebe oder auch Gehirngewebe.

00:04:45: An diesen winzigen Organstückchen kann man zum Beispiel Supermedikamenten-Tests durchführen.

00:04:50: Jetzt ist die Herausforderung, aus diesen Organteilen und winzigen Modellen ein funktionsfähiges, lebensgroßes Organ zu machen.

00:04:57: Anders als das Berliner Start-up ist ein Forscher-Team in den Niederlanden schon an einer großen Leber dran.

00:05:03: Auch die soll im Dreadedrucker entstehen.

00:05:06: Aber warum eigentlich immer eine Leber?

00:05:14: Das ist Bert Spee.

00:05:15: Er ist Sozialprofessor an der Universität in Utrecht und er arbeitet seit Jahrzehntein zwei an der Leber.

00:05:22: Dafür beteiligt er sich an dem europäischen Projekt Neoliver.

00:05:34: Spenderleben werden nämlich besonders stark gebraucht und deshalb forscht man an denen auch

00:05:38: zuerst.

00:05:39: Und bei einem akuten Leberversagen kann man wirklich sehr schnell dran versterben.

00:05:44: Und auch Menschen mit so einer chronischen Lebererkrankung, wo also noch eine gewisse Leberfunktion da ist, aber die so abnimmt, die haben oft eine sehr schlechte Lebensqualität.

00:05:53: Zum Teil haben die zum Beispiel so einen Juckreiz, der einfach nicht behandelbar ist und nicht mehr weggeht.

00:05:58: Den geht es für mich gar nicht gut.

00:06:00: Und für die Forscher ist interessant, dass die Leber ein relativ einfaches Gewebe ist.

00:06:05: Wenn man sich das im Vergleich zum Herz zum Beispiel anschaut, das Herz, das muss die ganze Zeit schlagen und sich so rhythmisch zusammenziehen, die Leberzellen bewegen sich zum Beispiel schon mal erst mal nicht.

00:06:16: Und auch, dass die Leber wieder nachwachsen kann, macht es für die Forscher so ein bisschen einfacher, mit diesem Gewebe zu arbeiten.

00:06:22: und am Ende ein Organ daraus zu drucken.

00:06:25: Aber dafür brauchen die Teams von Alexander Leutner und Bert Spee natürlich das richtige Druckmaterial.

00:06:32: Stammzellen.

00:06:36: Stammzellen sind grundsätzlich einfach Zellen, die sind noch früh in ihrer Entwicklung und aus denen können noch unterschiedliche Gewebe werden.

00:06:43: Zum Beispiel Leberzellen oder eine Leber.

00:06:46: Cellbricks arbeitet mit sogenannten induzierten pluriprotenten Stammzellen.

00:06:51: Diese pluripotenten Stammzellen, die sind wirklich ganz, ganz früh in der Entwicklung.

00:06:55: Die findet man eigentlich nur im Embryo.

00:06:57: Man kann sich die so vorstellen, wie so einen Schüler, der gerade in die erste Klasse eingeschult wurde.

00:07:03: Aus dem kann noch alles werden.

00:07:04: Der hat noch so eine ganze Laufbahn vor sich, der könnte Bauarbeiter werden, aber vielleicht wird er auch Arzt oder Lehrer.

00:07:10: Und dieses induzierte pluripotente Stammzellen, das bedeutet einfach, die haben die Stammzellen nicht wirklich aus einem Embryo geholt, sondern die haben einfach Erwachsene Zellen z.B.

00:07:22: aus der Haut genommen und die dann in dieses frühe Entwicklungsstadium zurückversetzt.

00:07:28: Und jetzt sind sie eben in diesem Stadium, wo sie wieder alles Mögliche werden können.

00:07:33: Also man kann sie vermehren in großen Mengen relativ unkompliziert.

00:07:37: Und der zweite, und das ist eigentlich noch fast der viel spannendere Punkt, ist, dass man sie auch so einstellen kann, dass sie immunkompatibel sind.

00:07:45: Das heißt, das Immunsystem des Körpers greift das gedruckte Organ weniger an als ein Spenderorgan.

00:07:51: Dadurch sinkt die Abstoßungsgefahr nach der Transplantation.

00:07:55: Es ist natürlich ein großer Vorteil, wenn man die Zellen nicht von dem Patienten selber nehmen muss, sondern diese induzierten bluripotenten Stammzellen nehmen kann, die schon viel früher von irgendeinem anderen Spender genommen wurden.

00:08:07: Weil dann kann ich das Organ schon auf Vorrat herstellen.

00:08:10: Ganz ohne Medikamente, die das Immunsystem einstellen, werden die Patienten aber nicht auskommen.

00:08:16: Das Immunsystem ist halt wirklich sehr gut drin, fremde Zellen zu erkennen und dann anzugreifen.

00:08:21: Das heißt, selbst wenn diese Zellen immun kompatibel sind, dann kann es immer noch eine geringe Reaktion vom Immunsystem geben und das kann ausreichen, dass das Organ dann über die lange Zeit abgestoßen wird.

00:08:33: Wirklich als eigenes Organ wird der Körper eine geduckte Leber erst dann anerkennen, wenn sie aus den Zellen des Patienten hergestellt wurde.

00:08:41: Und genau daran arbeitet Bert Spee.

00:08:43: Spee arbeitet mit den adulten Stammzellen, also Stammzellen, die im erwachsenen Körper noch vorkommen.

00:08:50: Die gibt es nicht in allen Geweben, aber in der Leber kommen die eben zum Beispiel vor.

00:08:54: Und diese Stammzellen können eben nicht mehr alles werden, die sind in ihrer Laufbahn schon so ein bisschen fortgeschrittener.

00:09:00: Also, wenn die pluripotente Stammzelle so der Erstklässler ist, dann ist die adulte Stammzelle eher so der Student im Medizinstudium.

00:09:09: Der kann vielleicht immer noch Kardiologe werden oder Hausarzt, aber der ist in seiner Entwicklung schon sehr viel eingeschränkter.

00:09:16: Aber aus diesen adulten Stammzellen aus der Leber können immer noch alle Zelltypen, die für die Leber gebraucht werden, entstehen.

00:09:23: Nur haben wir nicht so viele erwachsene Leberstammzellen in unserem Körper.

00:09:27: Und bevor wir die, die wir haben, verwenden, müssen wir ganz sicher gehen, dass die Zellen nicht irgendwelche Krankheiten in sich tragen.

00:09:35: Trotz aller Probleme gilt, sowohl mit Pluripotenten als auch mit adulten Stammzellen lassen sich theoretisch neue Organe bauen.

00:09:44: Und dann?

00:09:46: Wie wird aus einem Haufen Stammzellen ein funktionstüchtiges Organ?

00:09:51: Wir könnten sie im Labor züchten und wachsen lassen.

00:09:54: Aber die Forscher in Berlin und Utrecht wollen sie drucken.

00:09:57: Warum?

00:09:58: Das ist auch etwas,

00:09:59: was ich sage zu meinen Studenten.

00:10:00: Warum Print?

00:10:01: Ich denke immer, warum Print?

00:10:03: Warum habe ich dieses extra Stück Technologie, das nicht wirklich komplex

00:10:18: ist?

00:10:26: Und auch im Labor wachsen die gezüchteten Organe sehr langsam.

00:10:30: So viel Zeit haben viele Patienten nicht.

00:10:33: Mit dem Problem beschäftigt sich Michael Gelinski von der TU Dresden.

00:10:37: Er leitet dort den Lehrstuhl für translationale Knochen, Gelenk und Weichgewebeforschung.

00:10:42: Und nutzt dabei drei D-Biodruck.

00:10:45: Eines der Probleme des Menschen ist die Größe.

00:10:48: Wir sind einfach große Organismen, unsere Gewebe.

00:10:53: sind entsprechend groß dimensioniert.

00:10:56: Das bedeutet, wenn so ein großes Organ wie eine Leber gedruckt wird, so wie man sich das in einem normalen, dreideh Drucker vorstellt, also Schicht für Schicht für Schicht für Schicht, dann dauert das sehr lange.

00:11:10: Und während dieser gesamten Druckzeit wird dieses Organ nicht mit Nährstoffen versorgt, weil ihm Drucker natürlich kein Blut fließt.

00:11:18: Und wenn die Leber dann irgendwann fertig gedruckt ist, dann kann es sein, dass die Zellen im Innersten schon abgestorben sind.

00:11:25: Dann ist es sogar schon nicht mehr zu gebrauchen.

00:11:27: Und ein neues Verfahren soll dieses Problem lösen.

00:11:30: Das sogenannte Volumetric Bio-Printing, in dem man nicht sozusagen geschichtweise, was ja sonst eine klassische Eigenschaft des drei D-Drucks ist, Material ablegt, sondern über spezielle Belichtungstechniken größere Volumina ja in einer sehr kurzen Zeit verfestigen kann.

00:11:48: Mit dieser anderen Technik kann ich auf einen Schlag eine komplette Fläche trocken.

00:11:52: Das funktioniert, weil diese Biotinte dann hart wird, wenn ich da Licht draufscheine.

00:11:58: Ich kann also einfach so ein Vieräck Licht in meine Lösung scheinen und habe dann eine vieräckige Fläche von Biotinte, die ausgehärtet ist.

00:12:08: Und da kann ich dann direkt die nächste Schicht drauf trocken.

00:12:10: Eine Art dieses Druckverfahrens verwendet auch Cellbricks.

00:12:13: Das

00:12:13: ist wirklich ein Durchbruch, das man quasi jetzt ... Wir haben das mal validiert, dass man im Vergleich zu anderen oder den Extrusionsverfahren fünfzehnmal schneller in der Herstellung ist.

00:12:22: So ein Druck ist allerdings kein sonderlich natürlicher Prozess für Zellen.

00:12:27: Wenn das fertige Organ oder heute auch nur der Teil eines Organs aus dem Drucker kommt, dann muss es noch ein bisschen nachreifen und sich erholen.

00:12:36: Der Druckprozess selber ist für die Zellen stressreich und insofern sollte er möglichst kurz sein, damit wir Danach die Zellen relativ schnell dann in einen Bootfang zum Beispiel überführen, in Zerkontormedium einlegen, sieben, dreißig Grad, die körperähnlichen Bedingungen wieder einstellen, sodass die Zellen sich optimal wohlfühlen und ihren normalen Stoffwechsel sozusagen wieder aufnehmen können.

00:12:59: Normalerweise in so einem Wachstumsprozess von einem Organ, da hat die Zelle ja die ganze Zeit ihre Nachbarn, mit denen sich austauscht und sie entwickeln sich alle gemeinsam.

00:13:09: Bei diesem Druckprozess ist die Zelle am Anfang erst mal alleine in dieser Biotinter.

00:13:14: Und auch wenn die dann ausgehärtet ist, dann ist das so ein bisschen eine desorientierte Zelle, die jetzt erst mal überhaupt merken muss, wer sind denn hier meine Nachbarn, sich mit denen austauschen muss?

00:13:24: Und die Zellen können sich dann mit der Zeit so zusammenfinden und dann wirklich ein funktionales Gewebe bilden.

00:13:30: Für ein funktionsfähiges Gewebe braucht es aber noch etwas anderes.

00:13:35: Und hier steht die Forschung noch ziemlich am Anfang.

00:13:37: Aber natürlich, wenn wir am Schluss wirklich es in Menschen einsetzen wollen, dann müssen wir da blutgefäßartige Strukturen einbringen.

00:13:44: Und das ist eine der ganz großen Limitationen, die es auch noch gibt.

00:13:47: Das gelingt das Land auch nicht in ausreichender Qualität.

00:13:51: Diese

00:13:52: Blutgefäße sind aber wichtig.

00:13:54: Über sie versorgt unsere Blut jede Körperzelle mit Sauerstoff, mit Energie und transportiert gleichzeitig Abfallstoffbeweg.

00:14:01: Jetzt wird es wirklich schwierig, weil dieses gesamte System auf der Innenseite mit den Endothelzellen ausgekleidet sein muss.

00:14:09: Also den Zellen, die in unserem Körper jedes Blutgefäß, das Herz, die Herzklappen etc.

00:14:16: bedecken.

00:14:17: auf der Innenseite, weil unsere Blut blöderweise im Kontakt zu jedem anderen Material auch anderen Zeltüten gerinnt.

00:14:24: Wenn man wieder späh mit diesen erwachsenen Stammzellen zum Beispiel aus der Leber arbeitet, dann können aus denen erst mal gar keine Blutgefäßzellen entstehen, sondern nur Leberzellen.

00:14:35: Und wenn man mit den Pluripotenten Stammzellen arbeitet, aus denen noch alles werden kann, dann ist es einfach sehr schwierig, den einen Zellen die richtigen Signale zu geben, dass sie sich jetzt zu Leberzellen entwickeln und dem anderen Teil der Zellen die Signale zu geben, dass sie sich zu Blutgefäßzellen entwickeln.

00:14:50: Deshalb versuchen die Forscher dieses feine System an Blutgefäßen mitzudruck.

00:14:55: Dieses Blutgefäßsystem, das ist doch relativ komplex, also da kommt so eine größere Arterie irgendwie in die Leber zum Beispiel rein.

00:15:02: Und die verzweigt sich ja dann aber ganz, ganz, ganz oft, bis in die winzigsten Verästelungen, sodass auch so im hintersten Winkel halt noch ein kleines, kleines Blutgefäß ankommt und alle Zellen mit Sauerstoff und mit Nährstoffen versorgt werden.

00:15:15: Und dann muss dieses ganze kleine Gästel wieder zusammengeführt werden, damit das sauerstoffarme Blut dann auch wieder abfließt.

00:15:21: Und insgesamt ist es so ein ganz komplexes Weitver... zeigt es und zum Teil auch winzig kleines Netz, das man da drucken muss.

00:15:29: Bis wirklich vollwertige Organe gedruckt und transplantiert werden können, ist noch viel zu tun.

00:15:34: Wert spät rechnet damit, dass das erste gedruckte Organ noch vor seiner Pensionierung transplantiert wird, so in zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren.

00:15:43: Das hofft auch Alexander Leutner, denn er hätte da schon ein Organ auf seiner Wunschliste.

00:15:48: Wenn du mich fragst, habe ich da noch ein bisschen Zeit.

00:15:51: Im hohen Alter gibt es ein erhöhtes Risiko an Nieren in Sufisens zu erkranken.

00:15:55: Und da sind ja noch einige Jahre Zeit, um eben dann tatsächlich auch noch eine Niere herzustellen.

00:16:00: Also die Möglichkeit sehe ich schon.

00:16:08: Also Anna, wir haben jetzt vor allen Dingen über die Heilung und die Behandlung von Patienten mit akuten Krankheiten oder mit chronischen Krankheiten gesprochen.

00:16:18: Aber denken wir, diese ganze Technologien doch mal einen Schritt weiter.

00:16:22: Wenn dieser Biodruck von Organen funktioniert und wenn er auch noch bezahlbar wäre, dann könnten wir ja eine Art Ersatzteillage für unseren Körper anlegen.

00:16:32: Eine neue Haut, damit wir im Alter faltenfrei sind, eine starke Lunge, ein starkes Herz für Spitzensportler.

00:16:41: Was wäre denn alles möglich, wenn wir diese Technologie weiterentwickeln?

00:16:46: Ja, man kann sich ja grundsätzlich noch viel mehr vorstellen.

00:16:50: Man kann sich ja auch überlegen, können wir noch Organe entwickeln mit ganz neuen Funktionen, die wir bisher noch gar nicht haben?

00:16:56: Oder können wir Organe entwickeln, die vielleicht mehrere Funktionen von anderen Organen vereinen?

00:17:03: Also vielleicht bekommst du dann eine neue Leber und die kann aber auch noch Insulin herstellen.

00:17:08: Und deine Diabetes ist dann auch noch geheilt zum Beispiel.

00:17:11: Könnten wir dann auch älter werden?

00:17:12: So hundertdreißig, hundertvierzig, hundertfünfzig Jahre alt?

00:17:16: Natürlich kann man sich vorstellen, dass jemand deutlich länger leben kann, der früher eben jung verstorben wäre an zum Beispiel in einem Leberversagen.

00:17:25: Dass das grundsätzlich das Leben einzelner Menschen deutlich verlängern könnte, wenn sie ein Organ oder auch mehrere Organe transplantiert bekommen können, da ist auf jeden Fall viel dran.

00:17:35: Dass man damit unbedingt hundertfünfzig Jahre alt wird, das ist schon irgendwie schräger.

00:17:40: Da müssen, glaube ich, noch viele andere medizinische Probleme vorher auch gelöst werden.

00:17:44: Also, wenn du zum Beispiel dem Ment wirst, dann nützt dir ja eine transplantierte Leber gar nichts.

00:17:49: Transplantiertes Gehirn ist, glaube ich, was wir eher nicht hinwollen.

00:17:54: Altert dir der gesamte Körper.

00:17:56: Also diesen Alterungsprozess, den können wir auch nicht aufhalten.

00:17:59: Das heißt, du kannst dann vielleicht super junge und gesunde Organe haben, aber dir tut der ganze Körper weh, weil alle Gelenke einfach abgenutzt sind.

00:18:06: Genau.

00:18:06: Und ich glaube, die vorstellen, dass wir dir jeden Knochen und jeden Muskel und jedes Gelenk auch noch neu transplantieren.

00:18:12: Da geraten wir dann wirklich sehr an die Grenzen des Vorstellbaren.

00:18:17: Und man muss sich ja auch überlegen, wie sicher ist es an dieser Technologie?

00:18:20: Also im Moment, diese Gewebe, die werden ja aus Stammzellen.

00:18:23: gezüchtet.

00:18:24: Und Stammzellen haben eben genau diese Funktion, dass sie neues Gewebe bilden können.

00:18:29: Wenn jetzt die Stammzelle aber, sobald sie dir transplantiert wurde, nicht damit aufhört, dann hast du Krebs, weil wenn immer weiter neues Gewebe gebildet wird, das ist einfach ein Tumor.

00:18:39: Und das ist dann eben sehr gefährlich.

00:18:42: Das heißt... Es ist auch gar nicht so einfach, diese transplantierten Organe nachher wirklich sicher zu machen.

00:18:47: Das bedeutet Organe aus dem Dreidrucker, die wirklich jemandem transplantiert werden könnten.

00:18:51: Das wird auf jeden Fall noch eine ganze Weile dauern.

00:18:53: Das liegt noch in der Zukunft, obwohl es jetzt schon diese medizinischen Durchbrüche gab, rund um die Stammzellenforschung, rund um die Technologie des Bioprinting, doch die aktuellen... Funktionsfähige Organe, wenn wir sie so nennen können, die es aus dem Labor gibt, sind vielleicht so groß wie eine Erbse, eventuell so groß wie ein Golfball.

00:19:13: Aber es gibt ganz viele Menschen, die heute schon Organe brauchen.

00:19:16: Die brauchen dringend eine Leber, die brauchen dringend eine Niere und die haben nicht die Zeit, darauf zu warten.

00:19:22: Also was sind die Alternativen?

00:19:24: Es gibt super spannende Forschung im Bereich der Xenotransplantation.

00:19:29: Bedeutet einfach, du bekommst einen Organ transplantiert, aber von einer anderen Spezies.

00:19:34: Ganz konkret nimmt man da Schweine normalerweise.

00:19:36: Warum Schweine?

00:19:38: Schweine können ehrlich große Organe bilden, wenn das Schwein die richtige Größe hat.

00:19:44: Und zum Beispiel deren Herz kann stark genug werden, dass das auch stark genug ist, um Blut durch den menschlichen Körper zu bringen.

00:19:51: Das ist bei gar nicht so vielen Tieren der Fall, dass das von den Größenverhältnissen einigermaßen passt.

00:19:56: Und diese Schweine konnte man einigermaßen einfach genetisch so verändern.

00:20:00: dass die vom menschlichen Körper nicht super krass abgestoßen werden.

00:20:04: Also das Immunsystem, das war ja wirklich keine fremden Zellen im Körper und erst recht keine fremden Zellen von einem anderen Tier.

00:20:10: Ja, das ist auch so ein bisschen die Limitation.

00:20:13: Also, es funktioniert jetzt einigermaßen, es laufen die allerersten klinischen Studien an in den USA.

00:20:19: Es gibt einen Mann, der lebt tatsächlich jetzt schon seit sechs Monaten mit der Niere von einem Schwein und dem geht es gut damit.

00:20:27: Aber ... Damit diese Patienten diese Organe irgendwie akzeptieren, muss man denen wirklich sehr, sehr starke Immunsupressiva geben.

00:20:33: Also man muss das Immunsystem ganz stark runterfahren, sonst würde das Gewebe halt direkt abgestoßen werden.

00:20:39: Das ist halt was, was man nicht hätte, wenn man wirklich einen Organ aus seinen eigenen Zellen gezüchtet hätte.

00:20:45: Weil dann dein Körper das natürlich als sein eigenes Organ auch akzeptiert.

00:20:49: Warum würdest du trotzdem sagen, dass diese Falschung rund um Bioprinting und Organe aus dem Labor vielversprechend ist?

00:20:56: Ich glaube, das Tolle ist, dass wir gar nicht das ultimative Ziel erreichen müssen.

00:21:00: um schon Menschen helfen zu können.

00:21:02: Also selbst wenn wir es nicht schaffen, das perfekte, lebensgroße Organ herzustellen und zu transplantieren, dann schaffen wir es ganz bestimmt auf dem Weg dahin, Dinge zu entwickeln, Technologien zu entwickeln, die Menschen ganz konkret weiterhelfen.

00:21:15: Also sei das jetzt dieser Herzpatch zum Beispiel, der schon mal Leben retten kann oder eine Leber, die dann übergangsweise funktioniert, sodass du nicht sofort an deinem akuten Leberversagen stirbst, all solche Dinge, die können Menschen glaube ich schon sehr, sehr, sehr viel weiter... helfen.

00:21:31: und die erreichen wir so auf dem Weg dahin, wenn wir weiter in Richtung dieser gedruckten Organe forschen.

00:21:37: Vielen Dank, Hannah.

00:21:38: Vielen Dank, Lena.

00:21:40: Das war die erste Folge NZZ Quantensprung.

00:21:43: Von der Medizin springen wir nächsten Freitag zu neuen Energiequellen und fragen uns, wann Kernfusion uns mit sauberer Energie im Überfluss versorgen wird.

00:21:53: Ich freue mich über euer Feedback zur ersten Folge und wenn ihr unseren Quantensprung Newsletter abonniert, da habe ich euch noch einige Artikel zum Thema zusammengestellt.

00:22:02: Alle Infos und die Mail-Adresse packe ich euch in die Folgenbeschreibung.

00:22:06: Ich bin Lena Waldler, wir hören uns wieder nächste Woche.

Kommentare (2)

Bettina Duehrkoop

Ich hatte nach dem Hören eine spannende Diskussion mit meinem Sohn. Er meinte: “Ach diese Zukunftsforschung - davon tritt doch eh nur ein Bruchteil ein. Warum soll ich mich dafür interessieren?”. Aber er hatte dann einen guten Input: spannend wäre mal eine Folge über die Eintrittswahrscheinlichkeit von solchen Erkenntnissen. Dazu muss ma gar nicht so weit zurück gehen: Ich wüsste gerne, was von dem, was man vor 20 Jahren prognostiziert hat, heute eingetreten ist.

PWK

Spannendes Thema- so viel Neues gelernt- erfahren! Toll aufgebaut--umgesetzt- hat Spaß gemacht zuzuhören. Bin gespannt auf nächste Woche! Herzlichen Glückwunsch!

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