Die Abnehmspritze lässt Kilos purzeln – jetzt soll sie auch Schlanke gesünder machen
Shownotes
Die Abnehmspritzen sollen in den USA günstiger werden, und bald sollen ähnliche Mittel auch in Pillenform erhältlich sein. Damit bekommen Millionen Menschen mit Adipositas und Übergewicht Zugang zu dem Abnehmmittel – doch Forschende setzen viel grössere Hoffnung in diese Medikamente. Sie sollen nicht nur bei Übergewicht, sondern auch bei Herzinfarkten, Gelenkproblemen, Nierenversagen, Alzheimer oder sogar Suchterkrankungen helfen. Wir fragen uns: Wie kann ein Medikament, das eigentlich nur Appetit dämpfen soll, gegen so viele Krankheiten wirken?
Host: Lena Waltle Gast: Michael Brendler, NZZ-Wissenschaftsjournalist
In dieser Folge hörst du ausserdem:
- Matthias Tschöp, Präsident der Ludwig-Maximilian-Universität München
- Martin Heni, Leiter der Diabetologie am Universitätsklinikum Ulm
Du kannst Quantensprung nicht nur hören – sondern auch lesen. Im Newsletter findest du die wichtigsten Fakten aus dieser Folge auf einen Blick und zusätzlich noch weiteren Lesestoff zur Abnehmspritze
Mails an quantensprung@nzz.ch
Transkript anzeigen
00:00:00: Dieser Podcast wird präsentiert von Sustainable Switzerland, der Plattform für eine nachhaltige Schweiz.
00:00:11: Das ist Quantensprung, ein Podcast über Forschung, die bewegt.
00:00:20: Tatsächlich gab es in den letzten Jahrzehnten wenig, was schon grundlegend, zumindest die inneren Medizin, verändert hat.
00:00:29: Es geht um ein Medikament.
00:00:31: Eines, das eigentlich nur gegen Diabetes helfen sollte.
00:00:35: Und dann zum Kassenschlager unter den Abnehmitteln wurde.
00:00:38: Und jetzt stellt sich heraus, es kann noch viel mehr.
00:00:42: Was mich am meisten reduziert, ist der lahme Abnehmenspritze.
00:00:45: Denn das geht eigentlich wirklich am Wesentlichen vorbei.
00:00:48: Matthias Tschöp ist Endocrinologe und Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
00:00:54: Er ist begeistert von der Wirkung.
00:00:58: Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist, die uns zur Verfügung steht, weil so viele Folgerkrankungen beeinflusst werden.
00:01:07: Denn sie lässt eben nicht nur Kilos pozeln.
00:01:09: Sie senkt den Blutzucker, hilft bei Fettleber und Nierenversagen.
00:01:13: Und?
00:01:14: Herzepfakt, Schlaganfall, Gelenkverschleiß, Atemaussätze am Schlaf, Alzheimer womöglich, Suchterkrankungen ist die Hoffnung.
00:01:23: Gegen all diese Leiten haben die Mittelentwählers schon bewiesen, dass sie helfen oder sie werden gerade getestet.
00:01:31: Ein Medikament, das eigentlich nur den Appetit dämpfen soll, wird als Heilmittel- und Vorsorgemedikament gegen fast alles gehandelt?
00:01:40: Wird die Abnehmensspritze die Präventionsmedizin für immer verändern?
00:01:44: Das will ich gemeinsam mit meinem Kollegen und Mediziner Michael Brenndler herausfinden.
00:01:49: Ich bin Lena Waldle, Redaktorin aus dem NCZ Wissenschaftsteam.
00:01:53: Willkommen!
00:01:54: zu Quantensprung.
00:01:58: Es ist eines unserer stärksten Gefühle.
00:02:01: Hunger.
00:02:02: Ein Urinstinkt.
00:02:04: Die Evolution hat das ganz schön schlau gemacht.
00:02:07: Denn packt uns das Hungergefühl.
00:02:09: Dann ordnet sich unser ganzer Körper diesem Gefühl unter.
00:02:12: Alles andere wird zur Nebensache.
00:02:14: Und wir machen uns auf die Suche nach irgendeinem etwas essbaren.
00:02:25: Das Hungergefühl hört erst auf, wenn wir uns den Bauch vollgeschlagen haben.
00:02:29: Dann braucht der Körper ein Signal, das uns sagt, ok, genug jetzt, ich bin satt.
00:02:35: Denn sonst würden wir uns ja komplett überessen.
00:02:37: Und genau darauf basiert die Wirkung der Abnehmenspritze.
00:02:40: Das hängt alles mit einem Hormon zusammen, dem sogenannten Glucagon Like Peptid One.
00:02:46: Benutzt wird eher die Abkürzung GLP-I.
00:02:49: GLP-I.
00:02:50: Dieses Hormon, das müssen wir uns merken.
00:02:53: GLP-I ist wie alle Hormone ein Bodenstoff, quasi eine WhatsApp-Nachricht, die eine Zelle in eine andere schickt, um mir etwas mitzuteilen.
00:03:05: GLP-I ist ein natürlich vorkommendes Hormon, das im Darm gebildet wird.
00:03:09: Die Aufgabe von diesem Hormon ist, dem Gehirn nach dem Essen zu signalisieren, ich bin satt.
00:03:15: Die Wirkung dieses Verdauungshormons, GLP-I, wird von den Abnehmenspritzen wie Osempic, Wegovi oder Monjaro künstlich nachgeahmt.
00:03:24: Wir kannten kein Medikament, das nur ansatzweise in diese Wirksamkeit gekommen ist.
00:03:30: Und zwar sehr effektiv, wie Martin Henie vom Universitätsklinikum Ulm sagt.
00:03:36: Er leitet dort die Diabetologie, das natürliche Verdauungshormon, also das Verdauungshormon, das unser Körper bildet.
00:03:42: Das baut sich sehr schnell im Körper wieder ab, innerhalb von Minuten.
00:03:46: Darum haben wir oft so schnell wieder Hunger oder können zumindest noch einen Nachtisch essen.
00:03:51: Die Medikamente werden in viel höheren Dosen.
00:03:54: gegeben und sie wirken auch viel länger als das Hormon, was im Körper gebildet wird.
00:04:00: Das Gehirn erhält also über GLP-I aus der Abnehmenspritze ständig das Signal, ich bin voll.
00:04:06: Im Gehirn gibt es sogenannte Rezeptoren, über die dieses Hormon wirken kann.
00:04:11: Rezeptoren muss man sich vorstellen als eine Art Antennen, die auf ein ganz bestimmtes Signal reagieren, in dem Fall auf dieses.
00:04:18: ich bin Satthormon.
00:04:20: Und wenn das Hormon dann an den Rezeptoren vorbei fließt durch das Blut, bindet das an diese Antennen, an diese Rezeptoren und das führt dann in den Zellen zu der Reaktion.
00:04:30: Direktion des Körpers?
00:04:32: Er will nichts mehr essen.
00:04:38: Wir kennen vermutlich alle dieses Verlangen nach Schokolade oder Lust auf ein paar Chips, obwohl wir eigentlich schon mehr als genug gegessen haben.
00:04:47: Das hat nichts damit zu tun, dass wir hungrig sind.
00:04:51: Dieses Verlangen, das kommt aus einer ganz frühen Zeit der menschlichen Evolution.
00:04:56: Einerzeit als Essen immer rar war.
00:04:59: Und dieses Gefühl, das soll sicherstellen, dass wir Menschen uns auch wirklich auf Nahrungssuche begeben.
00:05:04: Und auch auf dieses Verlangen.
00:05:06: Darauf hat die Abnehmensspritze Einfluss.
00:05:08: Das Faszinierende ist jetzt, die Menschen werden nicht nur früher satt, die verlieren auch die Freude am Essen.
00:05:14: Und zwar vor allem an ungesunden Speisen.
00:05:17: Das liegt daran, dass sie auf das Belohnungssystem gehören würden.
00:05:20: Das ist eine Hirnregion, die die Aufgabe hat und zu den Sachen zu motivieren, die fürs Überleben notwendig sind.
00:05:28: Essen, trinken, Fortpflanzen gehört auch dazu.
00:05:32: Und wenn dieses Belohnungssystem dann erregt wird, dann finden wir sowas wie Freude und Lust.
00:05:36: Und das motiviert uns natürlich.
00:05:39: Wenn dieses Belohnungssystem jetzt durch die Abnehmensspritzen runterreguliert wird, reagiert es nicht mehr so intensiv auf Reize, die uns vorher lustbereitet haben.
00:05:48: Und das kann man dann auch bei den Patienten beobachten.
00:05:50: Sie verlieren die Lust auf Alkohol, hören auf teilweise zu trinken oder trinken weniger, verlieren die Lust am Essen und teilweise nehmen sie gar weniger Drogen.
00:06:01: Also, die Abnehmenspritze unterdrückt erstens unser Hungergefühl, genau wie es das natürliche Hormon tut.
00:06:07: Und zweitens dämpft sie unser Verlangen nach süßem, salzigem, fettigem und anderen Substanzen, die uns ein gutes Gefühl geben.
00:06:15: Und den Effekt, den gibt es beim natürlichen Hormon nicht.
00:06:18: Die Mittel sind extrem wirksam.
00:06:20: Im Durchschnitt verliert man es vierzehn Prozent des Gewichts mit Wegovi, mit dem Konkurrenzprodukt Monjaro sind sogar bis zu zwanzig Prozent.
00:06:29: Das sind Daten aus der Anwendung bei Patienten und nicht aus Studien.
00:06:33: Das erklärt schon mal, warum dieses Medikament übergewichtigen beim Abnehmen hilft und warum es gegen Suchtkrankheiten hilft.
00:06:40: Und auch, warum manche Patienten berichten, dass sie keine Lust mehr auf Sex haben.
00:06:49: Aber es erklärt eben noch nicht, warum diese Spritze gegen Alzheimer- und Schlaganfälle helfen soll.
00:06:54: Wir vermuten, dass diese Wirkung im Gehirn nicht nur für das Nahrungsverhalten verantwortlich ist, sondern dass die Wirkung im Gehirn im Rest des Körpers teuren kann.
00:07:06: Genauer gesagt den Stoffwechsel.
00:07:08: Also all die Prozesse im Körper, die aus unserer Nahrung die Energie gewinnen, die wir brauchen.
00:07:14: Und das ist ein sehr komplexes System.
00:07:16: Es gibt viele Hinweise darauf, dass hier das Gehirn eine wichtige Rolle spielt.
00:07:20: Das Gehirn reguliert viele Organfunktionen im ganzen Körper gleichzeitig, dass da nicht jedes Organ machen kann, was will, sondern es gibt so eine übergeordnete Stahlzentrale, wie im Orchester, der Dirigent, der den Instrumenten sagt, was die so machen soll.
00:07:36: So macht unser Gehirn das für den Stoffwechsel im ganzen Körper.
00:07:40: Die Theorie ist... dass das GLP-I im Gehirn unseren Stoffwechsel quasi wieder auf gesund umstellt, fit macht für die Herausforderung unserer Wohlstandsgesellschaft, fit macht für die Überernährung.
00:07:54: Historisch gesehen war wenig Essen immer das größere Problem.
00:07:58: Zu viel Essen war für die meisten Menschen einfach nicht möglich.
00:08:02: Aber jetzt leben wir in einer Zeit, in der vielerorts Überfluss herrscht.
00:08:06: Und unser Körper muss nun quasi lernen, wie er mit zu viel Essen umgehen kann.
00:08:11: Je mehr wir essen, desto stärker läuft unser Stoffwechsel.
00:08:15: Zu viel Stoffwechsel ist, anders als man meinen würde, aber nicht gut.
00:08:19: Denn beim Stoffwechsel werden auch schädliche Stoffe freigesetzt und deshalb wollen wir einen geringen Stoffwechsel haben.
00:08:26: Die Faustregel ist also weniger Essen, weniger Stoffwechsel, gesünderes Leben.
00:08:31: Und das geschieht auf verschiedenen Wegen.
00:08:33: Der Zucker wird besser verwertet, wir lagern weniger Fett ein und nutzen auch das Fett mehr für Energieverbrennungen.
00:08:40: Wir haben eine ungesunde Blutfette im Blut.
00:08:42: Wir verbrennen mehr Kalorien für bestimmte Aufgaben und auch chronische Entzündungen im Fettgewebe werden gebremst.
00:08:49: Dieser Dirigent im Gehirn sorgt eigentlich dafür, dass wir die Naren gesund verwerten.
00:08:54: Und das gilt nicht nur für Menschen mit Übergewicht, sondern auch für Menschen mit normalem Gewicht.
00:09:04: Denn nicht alle Übergewichtigen sind automatisch krank und nicht alle Schlanken sind immer gesund.
00:09:11: Aber Fettpolster sind Problemmache, gegen die die Abnehmenspritzen helfen.
00:09:15: Das Menschen mit schwerem Übergewicht besonders profitieren ist auch kein Wunder, denn Sie haben das Problem, dass Sie im Körper viel Fettpolster haben und diesen Fettpolster bilden sich chronische Entzündungen und diese chronischen Entzündungen führen wieder dazu, dass im Körper andere krankhafte Prozesse gefördert werden.
00:09:34: Atrose zum Beispiel, Schlaganfall, Herzinfarkt.
00:09:39: Das heißt, wenn jemand mit Übergewicht durch die Abnehmensspritzen abnimmt, hat er weniger Entzündung im Körper und lebt deshalb gesünder.
00:09:47: Und sein Risiko, bestimmte Krankheiten zu entwickeln, sinkt auch dadurch.
00:09:52: Als Nebeneffekt vom Abnehmen haben Übergewichtige durch die Spritze also weniger Entzündungen im Körper.
00:09:57: Viele Begleiterkrankungen, die diese Patienten haben, werden auch wundersame Weise auch besser.
00:10:02: Wissenschaftlich ist die größte Frage wirklich, wie funktioniert es?
00:10:06: Und das wird jetzt erforscht.
00:10:18: Weniger Hunger und weniger Verlangen nach ungesundem Essen, ein reduzierter Stoffwechsel und weniger Entzündungen.
00:10:24: Bei vielen schwer übergewichtigen, also adipösen Menschen, hilft die Abnehmenspritze durch diese vier Wirkungen präventiv.
00:10:32: Typische Krankheiten wie Diabetes entstehen sogar nicht erst.
00:10:35: Wir haben Daten, die zeigen, dass Menschen, die damit behandelt werden, am Ende des Tages sogar länger leben.
00:10:42: Sämtliche dieser Daten stammen aus Studien mit stark übergewichtigen.
00:10:46: Damit ihr euch das besser vorstellen könnt, das ist zum Beispiel eine Person, die ein Meter Achtzig groß ist und rund hundertdreißig Kilo wiegt.
00:10:54: Dann gilt sie als adipös.
00:10:56: Wir haben mittlerweile Daten, dass diese Medikamente auch bei Übergewichtung nicht wehr adipösen Menschen wirksam sind.
00:11:04: Die große spannende Frage ist nun, funktioniert das Ganze auch bei Menschen, die nicht übergewichtig sind?
00:11:09: Wirkt das dort auch präventiv?
00:11:11: Verhindert es dort auch Krankheiten?
00:11:16: Wir sind gleich zurück.
00:11:20: Gemeinsam für eine nachhaltige Schweiz.
00:11:23: Die Plattform Sustainable Switzerland zeigt ihr neue Erkenntnisse aus Wirtschaft und Wissenschaft und bringt wichtige Akteure zusammen.
00:11:33: Unterstützt von den Partnern BCG, BMW, Dimobilia, Google, Swisscom, UBS und weiteren.
00:11:41: Fakten, Hintergründe und Infos findest du unter Sustainable Switzerland.ch.
00:11:55: Auch normalgewichtige Menschen könnten die Abnehmensspritze nehmen.
00:11:58: Dann würden sie weniger essen, hätten weniger Stoffwechsel, sie hätten weniger Entzündungen.
00:12:03: Aber das wurde natürlich noch nicht getestet.
00:12:05: Es scheint sich so anzudeuten, als wäre tatsächlich diese vielfältige Wirkung eine, die einfach das gesamte Steck von der Medizin verändern.
00:12:13: Es kommt selten vor, dass Ärzte so überzeugt von einer Medikament sind.
00:12:17: Normalerweise kommt als erstes ein Hinweis auf Risiken und Nebenwirkungen.
00:12:22: Und bei der Abnehmenspritze, da sprechen die Forscher vor allem über die vielen Krankheiten, die sie heideln soll oder sogar verhindern.
00:12:29: Auch Matthias Chip.
00:12:31: Das Tolle ist, dass, wie hier, der Stoffwechsel verbessert wird und sich die Gesamtgesundheitssituation der Patientinnen und Patienten ändert.
00:12:41: Abnehmenspritze klingt so nach Cosmetic und Wellness und Lifestyle und geht an der Tatsache vorbei.
00:12:50: dass hier zig Millionen Menschenleben gerettet werden und dass die transformative Änderung dessen ist, wie man heute und morgen Medizin machen kann.
00:13:01: Jep hat dann Stoffwechselerkrankungen, an Diabetes und an Dipositas geforscht.
00:13:06: Und er ist einer der Mitentwickler der Abnehmenspritze vom Pharmaunternehmen Eli Lilly.
00:13:11: Monjaro.
00:13:19: Wir erinnern uns, die Abnehmenspritze enthält große Mengen von GLP-I und das wirkt Stunden auf Tage lang im Körper.
00:13:27: Plötzlich zeigen sich Wirkungen, mit denen eigentlich kein Mensch gerechtet hätte, weil das künstliche Hormon Stellen erreicht im Körper, die das Körper eigener Hormon nie erreicht hätte.
00:13:36: Die Wirkung ist sogar so stark, dass Ratten, die im Labor zu viel künstliches GLP-I bekommen haben, sich fast zu Tode gehungert haben.
00:13:46: Diese Effekte würde natürliches GLP-I nie haben.
00:13:49: Letztendlich ist es aber so eine Umstellung von einer
00:13:53: reinen Reparaturmedizin,
00:13:54: die ja wahnsinnig teuer ist.
00:13:56: auf eine kluge Präventionsmedizin mit diesen neuen Wirkstoffen.
00:14:01: Das kann man leicht ausrechnen, wieviel Sinn das macht, wenn man statt auf den Herzenfakt zu warten, rechtzeitig mit diesem Medikament gewichtswertnahem Stoffwechsel, Einstellung etc.
00:14:10: erreicht.
00:14:11: Man muss nicht unbedingt dick sein, um von diesen Medikamenten präventiv zu profitieren.
00:14:16: Die Medikamente sorgen auch bei Gesund für bessere Cholesterinwerte im Blut, also Blutvertwerte.
00:14:22: Und die sind mit einem geringen Herzenfaktrisiko verbunden.
00:14:25: Auch viele schlanke Menschen haben Fett an ungünstigen Stellen und auch das fördert chronische Entzündungen, die durch diese Medikamente bekämpft werden.
00:14:34: Und sie haben auch ungesunde Zucker- und Fettwerte, die ungesunde Prozesse fördern, die wiederum durch diese Medikamente verbessert werden.
00:14:42: Und deshalb können die Spritzen auch bei normalen Gewichten wahrscheinlich die Gesundheit fördern.
00:14:46: Mediziner wie Chirp schießen sich im Fall von Ussempic, Bonjaro und Wegovi nicht zu stark auf die negativen Effekte der Abdehmspritze ein.
00:14:55: Aber natürlich gibt es welche.
00:14:57: Verstopfungen, Magenverstimmungen, Sodbrennen.
00:15:00: Das ist alles kein Vergleich zu den Nebenwirkungen anderer Abnehmittel oder zu den Nebeneffekten von Übergewicht.
00:15:06: Aber für schlanke Menschen, die keine anderen Krankheiten haben, wären es doch recht starke Nebenwirkungen.
00:15:13: Wenn man jetzt aber mal träumen könnte, könnte man schon überlegen, ob nicht ein Microdos in dieser Medikamente ... einem ein gesunderes Altern beschert, wo man einfach multiple Risiken vermindert, auch wenn man selber zunächst mal kein Adipositas oder Diabetes-Problem hat.
00:15:33: Das halte ich absolut vermögen.
00:15:35: Aktuell vermuten Experten, dass man gar nicht so hohe Dosen nehmen muss, wie man zum Abnehmen braucht, um diese als gesunder, diese präventive Effekte zu bekommen.
00:15:45: Das Stichwort wäre hier Mikrodosing, also besonders kleine, geringe Dosen nehmen.
00:15:51: viel geringere Dosen, als ihn zur Abnehmtherapie verwendet werden.
00:15:55: Schon diese Mikrodosen sollen den Stoffwechsel wieder im Balance bringen, ohne uns das Sättigungsgefühl und vor allem die Lust am Essen zu nehmen.
00:16:02: Das heißt, die Wirkung der Abnehmspritze gegen Krankheiten wie Alzheimer, Nierenprobleme, Fettleber, Suchterkrankungen, die könnte erhalten bleiben, nur ohne die Diäthilfe.
00:16:12: Wenn das mit der Mikrodosierung klappt, dann könnte man gleich zwei Probleme auf einen Schlag lösen.
00:16:18: Das eine wäre, man könnte, wenn der Gewichtsverlust erzielt worden ist mit diesen Medikamenten, den Patienten nur noch geringere Dosen geben, so dass sie ihr Gewicht halten können, was sie ohne Medikamente wieder zunehmen würden.
00:16:32: Und die andere Möglichkeit wäre, dass wir gesunden Menschen auch das Medikament geben könnten, wenn diese Medikamente funktioniert und ihnen auch dazu verhelfen würden, weniger Wohlstandsleidens wie Herzinfarkt, Schlaganfalten und so weiter und so fort zu bekommen.
00:16:48: Das wäre natürlich unglaublich, wenn wir da eine Präventivmaßnahme hätten, dass uns das dann vielleicht ein gesunderes Altern ermöglicht, dass uns das dann viele
00:16:58: Erkrankungen
00:16:58: erspart, die sonst früher oder überhaupt kommen würden, die wir durch einen klugen Einsatz dieser Medikamente vielleicht verhindern können.
00:17:13: Michael, klingt das nicht alles ein bisschen zugut, um wahr zu sein?
00:17:16: Die Medikamente haben schon viel Erwartung übertroffen.
00:17:20: behalten wir uns ein Optimismus bei und hoffen darauf, dass es funktioniert.
00:17:24: Ich meine immerhin, Herr Professor Schöb hatte die Medikamente mitentwickelt.
00:17:29: Wenn er solche Träume, solche Visionen für realistisch hält, dann hat das halt ein Fuß, denke ich mal.
00:17:35: Was jetzt nun die Wahrheit ist, das kann man halt nur in großen Studien rausfinden und die laufen gerade und da müssen wir uns halt noch ein bisschen gedulden.
00:17:43: In den USA sollen die Abnehmenspritzen jetzt deutlich günstiger werden.
00:17:47: Können so auch mehr Krankheiten verhindert werden?
00:17:50: Das trägt sicherlich dazu bei.
00:17:52: Das ist sicherlich ein großer Schritt.
00:17:54: Und bei den Patienten, die jetzt diese Medikamente billier bekommen, werden sie auch sicherlich Krankheiten verhindern.
00:18:01: Jetzt muss man dazu wissen, das gilt halt nicht für alle Patienten, sondern das sind nur bestimmte Patienten, meist schwer übergewichtige Patienten, von denen man ja weiß, dass sie davon profitieren.
00:18:12: Ein weiterer wichtiger Schritt in die Richtung ist, dass die Medikamente bald als Pillen auf den Markt kommen.
00:18:17: Bislang muss man sich einmal die Woche spritzen.
00:18:19: Da ist auch davon auszugehen, dass viel mehr Patienten diese Medikamente einnehmen werden.
00:18:24: Das heißt, auch dadurch werden wahrscheinlich Krankheiten verhindert werden.
00:18:28: Es bleiben aber immer noch eine Menge Probleme mitzulösen.
00:18:31: Die Medikamente sind immer noch sehr teuer.
00:18:33: Das geht jetzt vor allem für Europa.
00:18:35: Das heißt, wenn jetzt zum Beispiel allein nur alle Patienten mit Übergewicht, die hierzulande nehmen würden, würde das unsere Krankenkassen sprengen.
00:18:43: Das können wir uns gar nicht leisten bei diesen Preisen.
00:18:46: Ein weiteres Problem ist, es ist noch gar nicht geklärt, kann man diese Medikamente je wieder absetzen.
00:18:51: Bisher ist es so, wenn ich eine Abnehmensspritze nehme und ich schaffe es mal einen Gewicht zu reduzieren, dann muss ich die Spritze eigentlich weiter nehmen.
00:18:58: Denn was passiert, wenn ich sie nicht weiter nehme, das Gewicht steigt an.
00:19:02: Dafür ist noch keine Lösung gefunden.
00:19:04: Dann sollte man auch nicht unerwähnt lassen, dass wir zwar wissen, dass sie auf kurze Sicht keine gefährlichen Nebenwirkungen haben.
00:19:13: Aber wissen immer noch nicht, was passiert, wenn Menschen diese Medikamente, zwanzig, dreißig Jahre nehmen, führt das dann zu Effekten?
00:19:20: Auch da hat man der Medizin schon böse Überraschungen erlebt.
00:19:24: Nur ist es jetzt so, dass auch Übergewicht zu Langzeitfolgen führt und dass auch Übergewicht Nebenwirkungen hat.
00:19:31: Was siehst du denn da als das größere Risiko dann an?
00:19:33: Eindeutig ist das Übergewicht.
00:19:35: Übergewicht ist lebensgefährlich, zumindest schweres Übergewicht.
00:19:39: Da können die Spritzen sicherlich helfen.
00:19:41: Wie gesagt, es ist über nachgewiesen, dass es Leben verlängern bei solchen Patienten.
00:19:46: Und man muss dazu sagen, viele Probleme werden auch gerade gelöst.
00:19:49: Es werden gerade neue Medikamente entwickelt, die nicht nur die Wirkung eines Darmhormons imitieren, sondern die Wirkung von mehreren.
00:19:58: Und das würde uns möglich in diese Medikamente auch gezielter einzusetzen.
00:20:02: Patienten zum Beispiel mit Leberproblemen, ein bestimmtes Medikament zu geben, was auch noch besser diese Leberprobleme aus der Weltschaft Patienten, die besonders unter Nebenwirkungen leiden, ein besonders Nebenwirkungsarmes Medikament zu geben.
00:20:17: Und zu lösen wäre auch das Problem des Muskelabbaues.
00:20:20: Bisher ist es so, dass leider nicht nur der Gewichtsverlust durch den Abbau von Fett herbeigeführt wird, sondern ein Drittel des Gewichtsverlustes entsteht durch den Abbau von Muskeln.
00:20:33: Die braucht man aber.
00:20:34: Viel Muskeln zu haben ist gesund.
00:20:36: Auch daran wird geforscht, Medikamente zu entwickeln, Abnehmenspritze zu entwickeln, die nicht mit so einem starken Muskelabbau verbunden sind.
00:20:44: Wenn wir all diese Probleme lösen, könnten dann auch normalgewichtige, also schlanke Menschen von der Wirkung der Abnehmenspritze profitieren.
00:20:52: Was meinst du?
00:20:54: Wie gesagt, es spricht vieles dafür.
00:20:56: Ich würde mich jetzt nicht so weit aus dem Fenster lehnen, dass das auch so kommen wird.
00:21:00: Ich drücke ganz fest die Daumen.
00:21:04: Interessante Frage wird sein, wären die Patienten selbst, wenn es ihnen hilft, dieses Medikament nehmen?
00:21:10: Denn das ist eine sehr grundsätzliche Probleme bei Prävention, also bei Krankheitsvorbeugung.
00:21:15: Wenn ich selber nicht merke, dass ein Gesundheitseffekt eintritt, dann wird alle Erfahrungen nach der Patient- als Medikament auch nicht lange einnehmen.
00:21:23: Vor allem, wenn es dann auch noch Nebenwirkungen hat.
00:21:27: Ein Allheilmittel ist die Abnimmsspritze also eindeutig nicht.
00:21:31: Aber sie hat ein sehr spannendes Forschungsfeld geöffnet, von dem wir noch sehr viel hören werden.
00:21:36: Ihr könnt Quantensprungen aber nicht nur hören, sondern ihr könnt es auch lesen.
00:21:40: Im Newsletter findet ihr die wichtigsten Fakten aus dieser Folge auf einen Blick und zusätzlich nach weiteren Lesestoff rund um die Abnehmensspritze.
00:21:48: Den Link zur Anmeldung gibt's in den Shownauts.
00:21:51: Das war Quantensprung, ein Podcast über Forschung, die bewegt.
00:21:54: Ich bin Lena Walter, wir hören uns wieder nächste Woche.
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